Medizintechnik und OP-Technologien

Die Vernetzung von modernen Medizingeräten zu digitalen Hightech-Systemen bietet immenses Potential. Fortschritte bei minimalinvasiven Techniken und die Weiterentwicklung von Bildgebungsmodalitäten wie z.B. der Computertomografie (CT) und der Magnetresonanztomografie (MRT) ermöglichen bereits heute bessere Behandlungen von Schlaganfällen, Herzinfarkten und Krebserkrankungen. Online-Messtechnik ermöglicht neuartige, individuell an den Patienten angepasste Therapieverfahren (z.B. protektive Beatmung) und effiziente Prozessführung (z.B. Gewebeverödung). Der Einsatz medizinischer Roboter in der Chirurgie bietet die Möglichkeit, operative Interventionen mit einer nie dagewesenen Flexibilität und Präzision durchzuführen und gleichzeitig das medizinische Personal zu entlasten.

Forschungsteams am Fraunhofer entwickeln die Medizintechnik der nächsten Generation.

Im Bereich der OP-Technologie werden kollaborative Robotersysteme entwickelt, die mit chirurgischem Personal interagieren, Gesten erkennen und kontextbasiert auf Sprachbefehle reagieren. Sensorik und maschinelles Lernen ermöglichen ein präzises Verständnis der Umgebung, während die robotische Assistenz operative Eingriffe nicht nur sicherer, sondern auch schneller und reproduzierbarer macht – etwa durch die automatisierte Führung chirurgischer Instrumente. Um diese Prozesse und Abläufe in relevanter Umgebung zu testen, wurden von Fraunhofer OP-Reallabore aufgebaut, die klinische OP-Sälen nachbilden. 

Intelligente Assistenzsysteme eröffnen neue Möglichkeiten für eine kontinuierliche und präzise Therapieunterstützung (z.B. in der Anästhesie oder Beatmung). Durch die Fusion multimodaler Daten und den Einsatz KI-basierter Algorithmen werden individualisierte Therapieempfehlungen in Echtzeit abgeleitet und zeit-/personalintensive Feinjustierungen (teil-)automatisiert. So können Patienten auch dort engmaschig versorgt werden, wo spezialisiertes Fachpersonal knapp ist.

Die additive Fertigung – auch als 3D-Druck bekannt – wird als Schlüsseltechnologie für medizintechnische Lösungen eingesetzt. Dies umfasst die Erforschung neuartiger 3D-Druck-Materialen im Hinblick auf ihre Kompatibilität mit medizinischen Bildgebungsmodalitäten sowie deren Eignung für Medizinroboter und neuartige Aktoren. Die additive Fertigung ermöglicht die Fertigung patientenspezifischer Modelle, Implantate und Prototypen, welche eine präzise Therapieplanung und Umsetzung unterstützen. So werden anatomisch realistische Phantome für die Ausbildung an chirurgischen Robotersystemen sowie anatomische Modelle für die Produktentwicklung und Zulassungsverfahren gefertigt.

INTAKT – Klassifizierung von elektrischen Biosignalen der Hand für die Grifferkennung auf Basis des Elektromyogramms als Grundlage für das Steuern einer Handprothese

Interaktive Mikroimplantate für eine verbesserte Mensch-Technik-Interaktion

© Universitätsmedizin Mainz, Foto: Markus Schmidt.

Bei der Lösung komplexer medizinischer Fragestellungen gewinnen intelligente, vernetzte Implantate immer mehr an Bedeutung. Derzeit zur Verfügung stehende Systeme sind für den Nutzer oft nicht transparent und können von diesem nicht selbst bedient werden. Zukünftige Systeme könnten neben einem lebenslangen Einsatz die Möglichkeit der unmittelbaren Einflussnahme der Patienten auf ihre individuelle Situation stärker in den Vordergrund stellen.

https://www.interaktive-technologien.de/projekte/intakt

http://intakt-projekt.de/

https://www.ibmt.fraunhofer.de/de/ibmt-presse-uebersicht-2017/presse-ausgezeichnete-orte-INTAKT-2017-06-26.html

Click2Print Artificial Eye – Bestimmung von Materialmisch-verhältnissen für den 3D-Druck zur Reproduktion von Farbe und Tranzluzenz der Augenprothese

3D-gedruckte Augenprothesen: Innovation für individuelle und kostengünstige Lösungen

Click2Print Artificial Eyes (C2PAE) ist ein Projekt zur Entwicklung von 3D-gedruckten Augenprothesen. Forschende des Fraunhofer IGD haben eine Software entwickelt, die den vollständig digitalen Prozess des 3D-Drucks von künstlichen Augen ermöglicht. Dabei kommt der 3D-Druckertreiber Cuttlefish zum Einsatz, den das Institut seit 2014 entwickelt. Das deutsche Unternehmen FIT AG ist ebenfalls als Projektpartner an C2PAE beteiligt und konzentriert sich auf die additive Fertigung von Augenprothesen mit dem Polyjet-Verfahren. Die FIT AG übernimmt das Qualitätsmanagement für die 3D-gedruckte Herstellung der Augenprothesen und strebt die Entwicklung eines Verfahrens zur Serienfertigung von Augenprothesen an. Im Rahmen von C2PAE werden Tests mit patientenspezifischen Daten am Moorfields Eye Hospital in London durchgeführt. Außerdem ist das Start-up-Unternehmen Ocupeye beteiligt, das die Software lizenziert und betreibt und sich um regulatorische Fragen, die Vermarktung der Augenprothesen und den Vertrieb kümmert.

https://www.igd.fraunhofer.de/de/forschung/oeffentliche-projekte/gesundheit-und-pflege/3d-gedruckte-augenprothesen.html

https://www.cuttlefish.de/

© Fraunhofer IGD
Eine Augenprothese, die mit Cuttlefish® auf einem J750 3D-Drucker von Stratasys gedruckt wurde. Cuttlefish® von Fraunhofer IGD ermöglicht das gleichzeitige Arbeiten mit mehreren Druckmaterialien und die exakte Reproduktion von Geometrie und Farben, einschließlich Transluzenz und feiner Farbübergänge des physischen Modells.

LIROS - Lübeck Innovation Hub for Robotic Surgery

© Fraunhofer IMTE

Trend-setting topics in medical technology are robot-assisted and (partially) automated surgical interventions with networked systems and fused information. Increasing automation and increased use of AI-based assistance systems are predicted for medical interventions. Furthermore, an operating theatre is already a high-tech place, but it is equipped with many isolated devices from different manufacturers. This creates technical and regulatory hurdles that make the networked collection, documentation and utilisation of all accruing information difficult. As a result, a great potential for improved individual patient care is currently being lost.

Within the framework of LIROS, a unique research centre for robot-assisted surgery is therefore being created at Fraunhofer IMTE with a realistic operating theatre environment, modern high-end equipment and individual anatomical patient models. The focus is on the optimisation and personalisation of training, the use of imaging techniques for intraoperative navigation, the networking of medical technology devices and the investigation of usability aspects to increase user-friendliness and safety in the operating theatre.

https://www.imte.fraunhofer.de/en/researchfields/liros.html

https://www.imte.fraunhofer.de/de/Kompetenzfelder/Medizintechnik/Medizinische-Robotik-und-Training.html

 

 

KIPeriOP - Digitalisierte Datenerfassung und KI für sichere Operationen

KIPeriOP ist ein vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) gefördertes Forschungsvorhaben mit dem Ziel, das perioperative Risikomanagement zu verbessern sowie perioperative Sterblichkeit und dauerhafte Schädigungen zu reduzieren. Klinische Leitlinien unterstützen die perioperative Entscheidungsfindung schon jetzt und sollen im Projekt durch den vertrauenswürdigen Einsatz von künstlicher Intelligenz ergänzt werden, unter anderem durch die Vorhersage postoperativer Risiken auf Basis von präoperativen Risikofaktoren. Das Projektkonsortium vereint herausragende klinische, technische, ethische und ökonomische Expertise und wird vom Universitätsklinikum Würzburg (klinische Koordination) und dem Fraunhofer Institut für Digitale Medizin MEVIS (technische Koordination) geführt.

https://www.kiperiop.de/de/home.html

https://www.mevis.fraunhofer.de/de/press-and-scicom/press-release/2021/digitalisierte-datenerfassung-und-ki-fuer-sichere-operationen.html

© Fraunhofer MEVIS
Illustration von klinischer Entscheidungsunterstützung zu verschiedenen Behandlungsoptionen

ERIK - Emotionssensitive Robotik für die Therapie am Bsp. Autismus

Der Roboter als physischer Interaktionspartner und Förderinstrument

© Frank - stock.adobe.com
Der Roboter als physischer Interaktionspartner und Förderinstrument

Was bei den meisten Menschen ganz unbewusst geschieht, stellt autistische Kinder vor eine große Herausforderung: Die Emotionen des Gegenübers richtig erkennen, interpretieren zu können und darauf entsprechend zu reagieren. Ziel des Verbundprojektes ERIK ist daher die Entwicklung einer Roboterplattform, die neue Interaktionsstrategien in der Therapie von Kindern mit eingeschränkten sozio-emotionalen Fähigkeiten, wie bspw. Kindern im Autismusspektrum, aufgreift.

Unser Lösungsansatz:

  • Integration sensorbasierter Emotionserkennung auf Basis von Mimik, Sprache und physiologischer Signale
  • Schaffung einer neuartigen Kind-Roboter-Interaktion mittels mehrerer therapeutischer Interaktionsansätze
  • Steigerung der Kommunikationsfähigkeit autistischer Kinder durch spielerisches Training und positives Bestärken (z.B bei Lernerfolgen)

https://www.iis.fraunhofer.de/de/ff/sse/machine-learning/affective-sensing/emotionssensitive-robotik.html

https://www.interaktive-technologien.de/projekte/erik

Mit Künstlicher Intelligenz die Intensivpflege verbessern

Decision Support System für das klinische Multiorgan-Unterstützungssystem ADVOS mit ADVITOS

Klinikpersonal leidet zumeist unter enormer Arbeitsbelastung und Personalmangel, vor allem auf Intensivstationen. Dies hat Konsequenzen für Patienten und Patientinnen, insbesondere wenn es bei ihnen zum Multiorganversagen kommt. Mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) soll zukünftig ein klinisches Multiorgan-Unterstützungssystem noch besser für die Behandlung eingesetzt werden.

https://safe-intelligence.fraunhofer.de/artikel/ki-intensivpflege